Der Hochsommer ist die Zeit der Schmetterlinge. Natürlich kann man auch schon vorher einige beobachten, aber erst jetzt findet man sie in großer Zahl.
In Deutschland gibt es rund 3700 Schmetterlingsarten. Unglaublich, oder? Allerdings sind die meisten davon Nachtfalter – sie sind im Schutz der Nacht aktiv und am Tag tarnen sie sich hervorragend. Die wenigsten davon bekommen wir jemals zu Gesicht.

190 Arten jedoch sind sogenannte Tagfalter, also am Tag aktiv und oft prachtvoll anzusehen. Eine Handvoll Arten ist weithin bekannt, Zitronenfalter, Tagpfauenaugen, der Admiral, Kohlweißling, der kleine Fuchs, der inzwischen seltene Schwalbenschwanz und noch ein paar mehr.

Andere Arten sind so selten zu sehen oder leben so tief im Wald, dass sie viel weniger bekannt sind. Und manche Arten sehen sich so ähnlich, dass ein Laie sie nicht unterscheiden kann.

Die Wandlung – von der Raupe zum Schmetterling
Der Lebenszyklus von Schmetterlingen ist allgemein bekannt. Die Weibchen legen nach der Paarung Eier ab, meist schon auf die Pflanzen, die den Raupen als Futter dienen soll (oft sind das ganz bestimmte Pflanzenarten, auf die die Schmetterlinge angewiesen sind), manchmal aber auch einfach ins Gras oder an die Rinde von Bäumen.

Nach ungefähr einer Woche schlüpfen aus den Eiern kleine Raupen, die fleißig fressen und wachsen – bis sie nicht mehr in ihre Haut passen. Dann häutet sich die Raupe und das ganze geht von vorne los. Bei den meisten Schmetterlingsarten passiert das vier Mal innerhalb von etwa vier Wochen.

Danach häutet sich die Raupe nochmal – aber diesmal wird sie zur Puppe. Die Puppe selbst kann sich nicht bewegen oder auf die Umwelt reagieren, deshalb sind Puppen gut getarnt und nur schwer zu finden.

SchachbrettIn der Puppe passiert allerdings sehr viel. Das Lebewesen baut sich komplett um und wird innerhalb von etwa zwei Wochen von der Raupe zum Schmetterling. Wenn es soweit ist, platzt die Haut der Puppe auf und der Schmetterling schlüpft heraus. Nachdem seine Flügel ausgehärtet sind fliegt er los und der Zyklus beginnt von neuem.
„Was die Raupe das Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.“ (Laotse)

Ein Sommer – ein Leben
Manche Arten fliegen nur wenige Tage und es gibt mehrere Generationen in einem einzigen Sommer. Andere, wie der Zitronenfalter, können als erwachsene Falter bis zu einem Jahr leben – meistens deshalb, weil sie als Falter überwintern. Nur sieben der rund 190 einheimischen Tagfalterarten überwintern aber als Falter.

Die anderen Arten überstehen den Winter als Eier, Puppen oder Raupen. Die seltenen Schwalbenschwänze überwintern zum Beispiel als Puppen, die an Wiesenpflanzen aufgehängt sind. Leider werden dieses Wiesen häufig im Herbst oder Frühjahr nochmal gemäht, und die Puppen vernichtet.

Manche Arten, die als Falter überwintern, bleiben nicht einfach hier und verstecken sich, sondern wandern über lange Strecken Richtung Süden, über die Alpen, teilweise bis nach Afrika.
Der Distelfalter lebt eigentlich sogar überwiegend in Südeuropa und Nordafrika, aber wenn die Bedingungen günstig ist, kommen sie bis zu uns oder sogar noch viel weiter nördlich zur Eiablage. Zumindest ein Teil der neuen Generation versucht auch wieder zurück zu wandern.

Nicht einfach nur schön…
Für uns Menschen sind Schmetterlinge schön anzusehen und wirken in ihrem Taumelflug manchmal fast etwas ungeschickt. Diese Flugweise hat aber einen Sinn: für Feinde wie Vögel ist die Flugbahn verwirrend und kaum vorherzusehen. Das macht Schmetterling zu einer schwierigen Beute.

Außerdem haben Schmetterlinge hervorragende Sinnesorgane.
Ihr Geruchsorgan sind die Fühler. Sie können damit zwar nicht so viele verschiedene Gerüche wahrnehmen wie wir, dafür aber viel geringere Mengen der Duftstoffe – sogar einzelne Moleküle. So finden sie Blüten mit viel Nektar und wählen geeignete Pflanzen für die Eiablage aus. Außerdem sondern die Weibchen bestimmte Duftstoffe ab, um Männchen anzulocken.

Die Geschmacks-Organe sitzen an den Beinen. Auch diese dienen dazu, die richtigen Futterpflanzen für sich und für den Nachwuchs auszuwählen.
Wie alle Insekten haben sie Facetten-Augen, also Augen, die aus vielen kleinen Einzelaugen zusammengesetzt sind. Sie können damit zwar nur wenige Meter weit scharf sehen, dafür erkennen sie aber auch ultraviolette Farben. Auch dies ist hilfreich bei der Suche nach Blüten, denn viele Blüten haben Muster in diesem Farbbereich, die für uns Menschen nicht sichtbar sind.

Keine heile Welt…
Wie für alle Insekten birgt die von Menschen geprägte Welt für Schmetterlinge viele Gefahren. In der Land- und Forstwirtschaft eingesetzte Giftstoffe töten Schmetterlinge und Raupen oder auch ihre Futterpflanzen direkt.
Andere Gefahren sind subtiler. Monokulturen – also riesige Flächen, auf denen nur das gleiche angebaut wird – sind sehr schädlich für die Artenvielfalt. Das gleiche gilt für überdüngte Wiesen.

Dazu kommt der Verlust geeigneter Lebensräume durch Flächenverbrauch, also dem Bau von Straßen, Siedlungen, Gewerbegebieten… Zusätzlich gibt es in diesen bebauten Gebieten dann nur noch wenige heimische Pflanzen in den Gärten. Mit den oft exotischen Zierpflanzen können die Schmetterlinge nichts anfangen.
Natürlich kann man trotz allem auch etwas tun, um Schmetterlingen zu helfen. Jede Menge Tipps dazu findest du HIER.
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